Betacarotin als Hautschutz

Karotten sind eine hervorragenden Quelle für Betacarotin
Betacarotin wurde nach der Karotte benannt

Inhalt

Betacarotin – Sonnenschutz von innen

Jetzt im März ist es deutlich zu erkennen: Der Frühling kommt! Im Garten blühen die Narzissen und unsere Finger streichen über die flauschigen Weidenkätzchen. Wir verspüren einen gewissen Drang zu diversen Frühlingsaktivitäten: Wir machen wieder Sport, der Garten wird auf Vordermann gebracht, die Schränke gelüftet, die Nägel lackiert. Die täglichen Sonnenstunden nehmen zu, wir verbringen mehr Zeit an der frischen Luft und sehen mit Freude dem kommenden Sommer entgegen.

Doch, Sommer, Sonne, Strand und Meer bedeuten auch Stress für unsere Haut!

Kann man die Haut irgendwie darauf vorbereiten?

In der Tat: Durch eine entsprechende Ernährung können wir die Widerstandsfähigkeit unserer Haut gegenüber UV-Schäden erhöhen. Der Gedanke der Vorsorge und des Vorbeugens vor Erkrankungen, der heute eine immer größere Rolle in der Medizin spielt, kann auch hier sinnvoll angewandt werden.

Betacarotinoide als oraler Hautschutz

Die Carotinoide sind eine Gruppe von fettliebenden Naturfarbstoffe mit über 800 verschiedenen Mitgliedern. Diese chemischen Verbindungen sind eine „Erfindung“ der Pflanzen und Bakterien. Bekannte Namen sind Lycopin, Lutein, Zeaxanthin, Astaxanthin u.v.a.m. In Blättern und Früchten schützen sie das Pflanzengewebe vor den gefährlichen Nebenwirkungen der UV-Strahlung. Die unterirdischen Pflanzenorgane schützen sie vor Infektionen.

Das bekannteste Carotinoid ist das Betacarotin. Namensgeber war die Karotte. Aber auch in anderem rötlichen Gemüse (Süßkartoffeln, Kürbisse, Rote Bete, Tomaten, Paprika) oder Obst (z. B. Aprikosen, Mangos, Papayas oder Melonen) finden sich reichlich Carotinoide. Auch die grünen Pflanzenteile werden von Carotinoiden geschützt. Hier sind sie lediglich optisch vom grünen Pflanzenfarbstoff (Chlorophyll) überdeckt. Im Herbst färben sich die Blätter deshalb bunt, weil sich das Chlorophyll zurückzieht und dadurch die farbenfrohen Carotinoide zum Vorschein kommen.

„Karotten sind gesund!“ Das hat uns schon Mama gesagt. Und sie hatte Recht – wie so oft!

Wirkung im Menschen

Wir nehmen Carotinoide mit der Nahrung auf. Sie üben zahlreiche Funktionen in unserem Körper aus:

  • beispielsweise beugen sie der Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) vor und wirken so dem Schlaganfall oder Herzinfarkt entgegen.
  • Sie wirken entzündungshemmend und stärken die Infektabwehr.
  • Sie ermöglichen im Auge das Sehen bei schlechten Lichtverhältnissen.
  • Sie fördern die Zellteilung
  • Sie fangen reaktionsfreudige Sauerstoffradikale (ROS) ab.

Betacarotin wird auch als Provitamin A bezeichnet, da es uns als Vorstufe zur Umwandlung in das lebensnotwendige Vitamin A dient.  Der lateinische Name Retinol für Vitamin A weist auf seine wichtige Funktion in der Netzhaut des Auges hin.  Alternativ können wir das Vitamin A direkt aus tierischer Nahrung aufnehmen  z. B. im Eigelb, Leber oder Fisch.

Überdosierung

Überschüssiges Vitamin A kann der Körper weder abbauen noch ausscheiden, da es fettlöslich ist. Nimmt man zu viel Vit. A  mit der tierischen Nahrung auf, kann es deshalb zu einer Überdosierung kommen. Polarforscher, die im Gegensatz zu den Inuit Eisbärenleber aßen, hatten mit unspezifischen Vergiftungserscheinungen wie z. B. Übelkeit, Erbrechen und Kopfweh zu kämpfen. Eine chronische Überdosierung führt u. U. zu Haarausfall oder erhöhtem Calcium-  und Fettspiegel im Blut.

Isst man übermäßig  dagegen viele Betacarotinoide aus pflanzlicher Nahrung führt dies zur keiner Überdosierung von Vit. A. Der Körper reguliert die Umwandlung von Betacarotin in Vit. A nach Bedarf.

Eine tägliche Aufnahme von 20-25 mg Betacarotin wird von NIH (National Institutes of Health, USA) als ungefährlich beurteilt [1]. Achtung: Für Raucher  und Krebspatienten gelten besondere Regeln, siehe weiter unten.

Die  mehrwöchige Einnahme von größeren Mengen von Betacarotinoide führt zu Konzentrationserhöhung in unseren Geweben. Dies  äußert sich u. a. in einem bronzefarbenen Hautton. Wir kennen diesen Effekt von „Karotten-Babys“, deren Hautton sich verändert, wenn sie mit viel Karottenpüree gefüttert werden. Um diesen sichtbaren Effekt bei Erwachsenen zu erreichen müssten wir allerdings 3 bis 5 kg Karotten täglich verzehren!

Betacarotinoide wirken als Oxidationsschutz

Betacarotinoide dienen schon den Pflanzen als Oxidationsschutz. Fällt Sonnenlicht auf das Blatt entstehen bei der Photosynthese reaktionsfreudige Sauerstoffspezies (ROS). ROS sind besonders reaktionsfreudige Sauerstoffvarianten. Rasend schnell gehen sie mit benachbarten Molekülen eine chemische Bindung ein. Diese oxidierten Moleküle sind nun in Form und Funktion verändert. So schädigen sie Proteine, Fette und das Erbgut der Zelle. ROS-Fänger, wie Betacarotin fangen den reaktionsfreudigen Sauerstoff ein und machen ihn unschädlich.

Ähnlich wie im Blatt entstehen auch in unserer Haut vermehrt ROS, wenn sie der UV-Strahlung ausgesetzt ist. Die führt zu einer Entzündung, in diesem Fall Sonnenbrand genannt, beschleunigter Hautalterung und einem erhöhten Hautkrebsrisiko.

Die Zellen haben deshalb im Laufe der Evolution  Schutzmechanismen entwickelt:

  • Das Melanin absorbiert UV-Strahlung und fängt ROS ab
  • Reparaturenzyme reparieren das geschädigte Erbgut
  • Ein ganzes Netzwerk zelleigenen ROS-Fängern (Enzymen und andere Moleküle) neutralisiert die herumschwirrenden ROS.

Aber, bei intensiver Sonnenbestrahlung sind diese Systeme schnell überfordert und es kommt zu bleibenden Schäden.

So kam man in der Medizin auf die Idee sich einige Vertreter der Carotinoide als ROS-Fänger zu nutze zu machen.

Betacarotin und Sonnenbrand

Betacarotin wirkt wie  ein orales Sonnenschutzmittel.

In vitro und in vivo Studien haben gezeigt, dass Betacarotinoide die UVA und UVB vermittelte ROS-Produktion reduzieren. Eine Schädigung des Erbguts, der Fettsäuren und der zelleigenen ROS-Fänger wird so verhindert [2] [3].

Nimmt man 25 mg/Tag über einen Zeitraum von 10-12 Wochen zu sich, verbessert sich der Eigenschutz der Haut vor Sonnenbrand [3] [4].

Betacarotin allein  ist aber keineswegs ausreichend! Vielmehr ergänzt Betacarotin von Innen den Sonnenschutz durch Sonnencreme von außen.

Beachten Sie:

  • Der Betacarotin-Effekt ist schwach.
  • Das Betacarotin muss einen langen Zeitraum VOR der Besonnung eingenommen werden.
  • Es handelt sich um hier um VORBEUGUNG vor SONNENBRAND.

Einnahme von Betacarotinoiden

Falls Sie Ihre Haut auf das Sommerhalbjahr oder eine Urlaubsreise mit einem inneren Sonnenschutz vorbereiten möchten, müssen Sie rechtzeitig (10-12 Wochen) vorher anfangen. Wenn Sie ein besonders heller Hauttyp sind, kann diese Unterstützung von innen hilfreich sein. Verzichten Sie aber dennoch nicht auf die üblichen Sonnenschutzmaßnahmen:

Meiden-Kleiden-Cremen! Betacarotin ist nur ein zusätzliches „Goodie“ für Ihre Haut.

Um den Betacarotinoidspiegel in der Haut zu erhöhen essen Sie reichlich betacarotinhaltiges Obst und Gemüse. Kochen sie es nicht zu langen, sonst müssen Sie mit 10 – 30 % Verlust rechnen  und geben Sie Butter ans Gemüse. Das erleichtert die Aufnahme im Darm.

Falls Ihnen das zu ungenau oder zu niedrig konzentriert ist, können Sie auch zu Betacarotinoid als Nahrungsergänzungsmitteln greifen.  Besprechen Sie dies aber zuvor mit Ihrem Arzt, siehe unten!

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Betacarotin und Hautkrebs

Betacarotin ist nützlich zur Vorbeugung vor Sonnenbrand. Aber, schützt es auch vor Hautkrebs?

Weisser Hautkrebs beim Menschen

  • In einer Placebo kontrollierten Studie zum Auftreten von weißen Hautkrebs wurde einem Teil der Teilnehmer über 5 Jahre 50 mg Betacarotin pro Tag verabreicht. Nach Ablauf der Studie zeigte sich kein Effekt auf die Anzahl oder den Zeitraum der Auftretens der weißen Hauttumore [5].

Untersuchungen zu Melanomen

  • Ein anderer ROS-Fänger (N-acetylcysteine) wurde in einem Mausmodel zur Melanomentstehung eingesetzt. Hier führte der ROS-Fänger zu einer gestiegenen Anzahl von Lymphknotenmetastasen.
  • Der selbe ROS-Fänger bewirkte in humanen Melanomzellen in der Zellkultur eine verstärkte Wanderung der Zellen[6].
  • Gesunde junge Männer nahmen 12 Jahre lang jeden 2. Tag 50 mg Betacarotin ein. In dieser Gruppe zeigte sich kein Unterschied zu einer vergleichbaren Gruppe von Unbehandelten in Bezug zum Auftreten von bösartigen Tumoren, Herzkreislauferkrankungen oder der Sterblichkeit[7].

Raucher und ROS-Fänger

Auch die Inhaltsstoffe des Zigarettenrauchs erzeugen ROS. Ursprünglich dachte man, dass die Todesfälle durch Lungenkrebs bei Rauchern durch die Einnahme von Betacarotin reduziert werden könnten. Aber, wider Erwarten, führte eine langjährige hochdosierte Einnahme von Betacarotin zu einem erhöhten Lungenkrebs- und Sterberisiko [8]. Deshalb empfiehlt das Bundesinstitut für Risikobewertung  Rauchern auf betacarotinhaltige Nahrungsergänzungsmittel und Lebensmittel, die mit Betacarotin angereichert sind, zu verzichten.

Fazit

Nach heutigem Wissensstand

  • helfen Betacarotinoide um einen Sonnenbrand zu vermeiden.
  • Betacarotinoide (und einige andere ROS-Fänger) eignen sich NICHT um das Auftreten von (Haut)-Krebs zu verhindern. Unter Umständen befördern sie sogar ein bereits bestehendes Krebsgeschehen.

Sollten Sie über eine normale Ernährung mit betacarotinhaltigen Pflanzen hinausgehen wollen und  eine Einnahme von Betacarotinoiden in Form von Nahrungsergänzungsmitteln in Erwägung ziehen, besprechen Sie dies mit Ihrem Arzt, ganz besonders, wenn Sie bereits an einer Tumorerkrankung leiden!

Literatur

[1]          „Office of Dietary Supplements – Vitamin A“.  [Online]. Verfügbar unter: https://ods.od.nih.gov/factsheets/VitaminA-HealthProfessional/. [Zugegriffen: 22-März-2019]

[2]          W. Stahl und H. Sies, „β-Carotene and other carotenoids in protection from sunlight“, Am. J. Clin. Nutr., Bd. 96, Nr. 5, S. 1179S–84S, Nov. 2012.

[3]          U. Heinrich u. a., „Supplementation with beta-carotene or a similar amount of mixed carotenoids protects humans from UV-induced erythema“, J. Nutr., Bd. 133, Nr. 1, S. 98–101, Jan. 2003.

[4]          W. Köpcke und J. Krutmann, „Protection from sunburn with beta-Carotene–a meta-analysis“, Photochem. Photobiol., Bd. 84, Nr. 2, S. 284–288, Apr. 2008.

[5]          E. R. Greenberg u. a., „A clinical trial of beta carotene to prevent basal-cell and squamous-cell cancers of the skin. The Skin Cancer Prevention Study Group“, N. Engl. J. Med., Bd. 323, Nr. 12, S. 789–795, Sep. 1990.

[6]          K. Le Gal u. a., „Antioxidants can increase melanoma metastasis in mice“, Sci. Transl. Med., Bd. 7, Nr. 308, S. 308re8-308re8, Okt. 2015.

[7]          C. H. Hennekens u. a., „Lack of effect of long-term supplementation with beta carotene on the incidence of malignant neoplasms and cardiovascular disease“, N. Engl. J. Med., Bd. 334, Nr. 18, S. 1145–1149, Mai 1996.

[8]          Alpha-Tocopherol, Beta Carotene Cancer Prevention Study Group, „The effect of vitamin E and beta carotene on the incidence of lung cancer and other cancers in male smokers“, N. Engl. J. Med., Bd. 330, Nr. 15, S. 1029–1035, 14 1994.

Beitrag Update März 2019

Dr. Andrea Zgaga-Griesz
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Hallo, ich bin promovierte Diplom-Biologin mit langjähriger Berufserfahrung im Bereich der Lebenswissenschaften, Sachbuchautorin und Bloggerin.

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