Geschichte der Phototherapie

Antoke Statuen: Geschichte der Phototherapie

Inhalt

Kurzer Abriss der Geschichte der Phototherapie

„Wo die Sonne scheint – kommt der Arzt nicht hin“,

weiß ein deutsches Sprichwort.

Die Menschen wussten schon seit Urzeiten von der lebensspendenden  und gesundheitsfördernden Bedeutung des heiß leuchtenden Sonnenballs an unserem Himmel. Folgen Sie mir auf einen kurzen Ausflug durch die Geschichte der Phototherapie und des sonnenbadenden Menschen:

  • Schon die alten Assyrer und Ägypter nahmen Sonnenbäder. Dargestellt wurde dies auf Steinreliefen aus dieser Zeit.
  • Herodot (griechischer „Reiseschriftsteller“, ca. 480 v. Chr.) vermutete, dass die Ägypter besonders harte Schädel hätte, da die Sonne die rasierten Schädel ihrer Kinder härtet [1].
  • Äskulap, der Gott der Heilkunst bei Griechen und Römern, ist Sohn des Apollo, Gott des Lichts.
  • Hippokrates (griechischer Arzt, ca. 400 v. Chr. Gilt als Begründer der Medizin als Wissenschaft) fiel auf, dass die Bewohner sonniger Länder einen fröhlicheren Charakter hätten und das die Menschen Winter zu mehr Traurigkeit neigten (Aufsatz von Hippokrates über Gelüfte, Gewässer und Örtlichkeiten). Damit stellte er erstmals eine Verbindung her zu der heute anerkannten Krankheit der saisonabhängigen Depression (SAD).
  • Der Bau der antiken römischen Badeanlagen lässt darauf schließen, dass auch die Römer schon Sonnenbäder genossen.
  • Der griechisch-römische Arzt Galen (ca. 150 v. Chr.) empfahl Patienten mit Hautkrankheiten den Aufenthalt im Süden, wo die Sonneneinstrahlung stärker ist.
  • Im Mittelalter vergaß man die heilsame Wirkung der Sonne. Die Völkerwanderung zerstörte die griechisch-römische Badekultur und der sich verbreitende christliche Glaube sorgte für allzeit züchtige Körperbedeckung.
  • Rachitis, die englische Krankheit: Mit der Industrialisierung breitete sich die englische Krankheit aus. Die Menschen zogen vom Land in die Stadt um in den Fabriken zu arbeiten. Die miserablen Lebensumstände der Industriearbeiter, besonders ihrer Kinder, die schon in frühsten Jahren in dunklen Fabrikhallen und Bergwerken zur Arbeit gezwungen wurden, führten zu massivem Vitamin D Mangel. Dies führte u. a.  zu schwersten Knochenmißbildungen. Erst Ende des 19. Jhr. begann man den Zusammenhang zwischen Sonnenbestrahlung, Mangelernährung  und Vitamin D Synthese zu verstehen.
  • Englische Ärzte beobachteten zu Kolonialzeiten, dass Patienten mit Schuppenflechte im sonnigen Indien weniger Krankheitsschübe hatten als in der Heimat.
  • 1785 beschreibt der Schweizer Pastor Jean Senebier die ausgeprägten Hautalterungserscheinungen bei Menschen, die in der Landwirtschaft arbeiten.
  • Entdeckung der UV-Strahlen: Der deutsche Physiker Johann Wilhelm Ritter entdeckte 1801, dass Strahlen gerade jenseits des noch sichtbaren violetten Lichtes Silberchloridpapier schwärzten.
  • Ende des 19. Jhr. wurde die erste Lungenheilstätte zur Behandlung von Tuberkulose eröffnet. Vor der Entdeckung der Antibiotika versuchte man durch viel frische Höhenluft, gesunde Ernährung und Schonung die Selbstheilungskräfte zu unterstützen.
  • 1878 erkannten die Forscher Arthur Downes und Thomas P. Blunt, dass sich Mikroorganismen unter starker Sonnenbestrahlung nicht weiter vermehrten. Es dauerte aber noch einige Jahre, bis man der UV-Strahlung diesen Effekt zuordnen konnte.
  • 1890 war Richard Küch erstmals in der Lage Quarzglas zu schmelzen und legte so die Grundlage für die Herstellung einer künstlichen UV-Strahlenquellen.
  • Um die Jahrhundertwende von 1900 beschrieben die Dermatologen Paul Unna und William Dubreuilh den Zusammenhang zwischen Sonnenexposition, Hautalterung und Hautkrebs [2].
  • Im Jahr 1903 wurde der Nobelpreis für Medizin an den dänischen Arzt Niels Ryberg Finsen verliehen „in Anerkennung seines Beitrags an der Behandlung von Krankheiten, insbesondere Lupus vulgaris, mit konzentrierter Lichtstrahlung, durch die er der medizinischen Forschung einen neuen Weg eröffnete“.
  • UV-Therapie heute: Zahlreiche Hauterkrankungen wie Psoriasis, Neurodermitis oder polymorphe Lichtdermatosen können durch den gezielten Einsatz von UV-Strahlung, z. T. in Kombination mit der Gabe von Medikamenten, gelindert werden.
  • Seit dem 20. Jhr. werden die durch UV-Strahlung hervorgerufenen Effekte in unserer Haut und Augen in zunehmenden Maße auch auf molekularer Ebene aufgeklärt.

Die kulturgeschichtliche Interaktion zwischen dem Menschen und der Sonnen/UV-Strahlung währt nun schon mehrere tausend Jahre und – die Geschichte ist noch immer nicht zu Ende….

Literatur:

[1]   “Die Geschichten ¬des ¬Herodot – Herodotus, Friedrich Lange – Google Books.”  [Online]. Available: https://books.google.de/books?

[2]          “Tivadar Kosztka Csontváry’s The Old Fisherman | Dermatology | JAMA Dermatology | The JAMA Network.”  [Online]. Available: http://jamanetwork.com/journals/jamadermatology/article-abstract/2642953. [Accessed: 01-Aug-2017]

 

Dr. Andrea Zgaga-Griesz
azg

Hallo, ich bin promovierte Diplom-Biologin mit langjähriger Berufserfahrung im Bereich der Lebenswissenschaften, Sachbuchautorin und Bloggerin.

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