Wie erkennen Sie ein gut geführtes Sonnenstudio?

Wie erkennen Sie ein gut geführtes Sonnenstudio?
Innenansicht einer Sonnenbank

Inhalt

An welchen Kriterien erkennen Sie ein gut geführtes Sonnenstudio?

Besonders in den trüben Wintermonaten stellt der Besuch eines Sonnenstudios eine Alternative dar, etwas „Sonne“ zu tanken. Die künstliche UV-Quelle bräunt die Haut, es ist hell, es ist warm. Manch einer kann hier entspannen. Spezielle Sonnenbänke können heute auch die Vitamin D Synthese anregen.

Doch gilt ein Besuch eines Sonnenstudios nicht auch als schädlich für die Gesundheit? Wie verhält es sich hier mit dem Hautkrebsrisiko und der Hautalterung? Ist die künstliche Sonne weniger gefährlich oder gar gefährlicher als die natürliche?

Dies bringt uns zunächst zu der prinzipiellen Frage:  Soll man ein Sonnenstudio besuchen?

Dies ist ein heiß diskutierte Frage. Sowohl unter Fachleuten,  als auch unter Laien gibt es entschlossene Vertreter auf beiden Seiten.

Ich habe nicht die Absicht, die Vielzahl der Argumente hier wiederzugeben bzw.  mich auf die eine oder andere Seite zu schlagen. Mein Anliegen auf MY-UV ist es, Sie in die Lage zu versetzen, die für Sie, Ihre Haut und Ihre Lebenssituation (wahrscheinlich) beste Entscheidung zu treffen. Ohne dass ich dazu ein ganzes Buch schreiben muss, und Sie es lesen müssen. Generell neige ich mehr zu einer vorsichtigen Haltung.

Hautärzte raten meist dazu, mit UV-Strahlen sehr vorsichtig umzugehen und möglichst zusätzliche, vermeidbare UV-Belastungen, wie z. B. durch künstliche UV-Quellen zu vermeiden. Ausgenommen ist die therapeutische Anwendung von UV-Strahlung durchgeführt von Fachärzten  z. B. zur Behandlung von Hautkrankheiten.

Was sagt der Gesetzgeber zur Nutzung von Sonnenstudios?

In den letzten Jahren sind Gefahren und Risiken der UV-Strahlen (sowohl von der Sonne als auch von der Sonnenbank) in der Wissenschaft und im öffentlichen Bewusstsein immer mehr in den Vordergrund getreten.

Auf die weltweit ansteigenden Hautkrebsraten hat der deutsche Gesetzgeber folgendermaßen reagiert:

1) In Deutschland gilt seit 2009 ein Solarienverbot für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Auf der Seite des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit steht dazu: „Bestätigung findet dieses Gesetz durch die Entscheidung der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC), einer Einrichtung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die natürliche und künstliche UV-Strahlung in die höchste Krebsrisikostufe eingeordnet hat. Insbesondere für Minderjährige, die regelmäßig ins Sonnenstudio gehen, erhöht die Exposition durch künstliche UV-Strahlung das Risiko einer Hautkrebserkrankung erheblich“.

Bei jungen Menschen befinden sich die Eigenschutzmechanismen der Haut (z. B. Ausbildung von Bräune) noch in der Entwicklung und sind noch nicht vollständig ausgebildet. Deshalb sollen Minderjährige vor (zusätzlicher) UV-Strahlung (im Sonnenstudio) geschützt werden.

2) Bei Erwachsene geht man  – wie immer – davon aus,  dass sie in der Lage sind, Vor- und Nachteile Ihres Handelns abzuwägen. Sie dürfen eigenverantwortlich selbst entscheiden.

Eine abgewogenen Entscheidung setzt allerdings voraus, dass man über die notwendigen Informationen verfügt. Aus diesem Grund trat im Jahr 2012 die UV-Schutzverordnung (UVSV) in Kraft. Hier hat der Gesetzgeber in Zusammenarbeit mit Hautärzten Qualitätsstandards für Sonnenstudios entwickelt und sie in die Form einer Verordnung gegossen. Das Hauptanliegen dieser Schutzverordnung ist das ausführliche Beratungsgespräch mit einer ausgebildeten und geprüften Fachperson, dass jedem Sonnenbankbenutzer angeboten werden muss.

Eigentlich sind in ganz Deutschland nur noch Sonnenstudios zulässig, die nach UVSV zertifiziert sind. Wesentliche Punkte der UVSV sind die Begrenzung der Bestrahlungsstärke der UV-Lampen und die Anwesenheit von speziell geschultem und geprüftem Fachpersonal. Jedem Kunden muss ein Beratungsgespräch angeboten werden, damit er nach „allen Regeln der Kunst“ über Gefahren und Risiken der UV-Strahlung und die entsprechenden Gegenmaßnahmen aufgeklärt wird. Als Kunde sollten sie dieses Angebot unbedingt annehmen. Hier erfahren sie nicht nur, wie Sie im Sonnenstudio Risiken vermeiden oder wenigsten minimieren können. Die dort gegebenen Ratschläge können Sie auch auf Ihr Verhalten unter der natürlichen Sonne übertragen.

Allerdings geht es mit Umsetzung der Verordnung in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich schnell voran. Deshalb: Fragen Sie nach, ob das Sonnenstudio Ihrer Wahl nach der UVSV zertifiziert ist und eine qualifizierte Beratung anbietet.

Sicherlich gibt es auch Sonnenstudios, die noch nicht zertifiziert sind und dennoch eine gute Beratung anbieten. Als Laie ist es allerdings schwierig, die Qualität des Beratungsgesprächs einzuschätzen.

3) In den Augen des Gesetzgebers dient ein Sonnenstudio ausschließlich dem kosmetischen Zweck des Bräunens. Alle therapeutische Anwendungen gehören in die Hand des Arztes.

Der Inhalt des Beratungsgesprächs in einem nach der UVSV zertifiziertem Sonnenstudio

Was ist nun der Vorteil für Sie, wenn Sie ein UVSV zertifiziertes Studio besuchen? Sie erhalten ein ausführliches Beratungsgespräch über den möglichst risikoarmen Umgang mit UV-Strahlen.

  • Die Beratung wird von Fachpersonal durchgeführt, dass nach den Anforderungen der UVSV geschult und geprüft wurde. Dies bedeutet, dass alle (gemäß dem aktuellen Stand der Wissenschaft) gesundheitlich wichtigen Punkte in diese Beratungsgespräch angesprochen werden. Diese sind:
  • Man bestimmt Ihren Hauttyp. Er ist ein Maß für die UV-Empfindlichkeit Ihrer Haut.
  • Sie bekommen einen speziell auf Ihre Haut abgestimmten Dosierungsplan, in dem die Bestrahlungszeiten und Bestrahlungspausen genau angegeben sind.
  • Man klärt Sie auf über Gefahren und Risiken der UV-Strahlung (z. B. Augenschäden, Schwächung des Immunsystems, Beschleunigung der Hautalterung, Erhöhung des Hautkrebsrisikos) und wie man sie vermeidet oder mindestens minimieren kann.
  •  Man klärt mit Ihnen ab, ob Sie vorübergehend (z. B. wegen der Einnahme von Medikamenten) oder generell (z. B. bei mehr als 50 Muttermalen) nicht sonnen sollten (Ausschlusskriterien).  Evtl. wird man Ihnen zu einer Rücksprache mit Ihrem Arzt raten.
  • Sie bekommen eine UV-Schutzbrille zum Schutz Ihrer Augen
  • Und natürlich eine Einweisung, wie man die Bank benutzt.
  • Sie können Fragen zum Thema stellen.

Meiden Sie SB-Sonnenstudios. Diese sind eigentlich nicht mehr zulässig, aber aufgrund der schleppenden Umsetzung der UVSV noch anzutreffen. Hier können Sie niemanden zu Rate ziehen.

Gibt es Unterschiede zwischen der natürlichen Sonne und der Sonnenbank?

Physikalisch gesehen handelt sich bei den UV-Strahlen der Sonnenbank um die gleichen elektromagnetischen Schwingungen, wie sie auch von der Sonne abgestrahlt werden. Daraus folgt, dass man auch im Solarium mit prinzipiell ähnlichen Gefahren und Risiken rechnen muss. Auch hier gibt es kein risikoloses Bräunen!

Dennoch gibt es Unterschiede zwischen der UV-Strahlung der Sonne und im Solarium in Bezug auf ihre Stärke und Zusammensetzung:

  • Die sonnenbrandauslösende Bestrahlungsstärke im Solarium entspricht der UV-Intensität eines sonnigen Mittags am Äquator unter wolkenlosen Himmel. Dies kommt einem UVI von 12 gleich. Diese Bestrahlungsstärke ist somit deutlich stärker als das, was wir normalerweise in deutschen Breiten gewohnt sind.
  • Außerdem strahlen die Sonnenbänke bevorzugt UVA Strahlung aus, was die schnell auftretende Kurzzeitbräune, aber auch die beschleunigte Hautalterung bevorzugt. Der UV-B Anteil der Sonnenbank ist üblicherweise niedriger als unter der Sonne, d. h. das Sonnenbrandrisiko ist im Sonnenstudio geringer, vorausgesetzt man hält sich an den Dosierungsplan.
  • Langzeitbräune und Lichtschwiele werden nur schwach ausgeprägt. Eine „vollwertige“ natürliche Bräune kann man unter der Sonnenbank nicht ausbilden. Daraus folgt, dass man unter der natürlichen Sonne – trotz Sonnenbankbräune – Sonnenschutzmaßnahmen (z. B. Eincremen) ergreifen sollte.
  • Die Vitamin D Synthese kann mit einer „normalen“, nicht dafür ausgelegten Sonnenbank, nicht oder nur in sehr geringem Umfang angeregt werden.
  • Die Bestrahlungsbedingungen im Solarium sind einfacher zu kontrollieren, als die Sonne unter freiem Himmel. Wie im Beitrag UV-Strahlung & Erdoberfläche beschrieben, gibt es zahlreiche Einflussfaktoren auf die UV-Intensität, wie Bewölkung, Höhenlage oder reflektierende Flächen. Dies bewirkt, dass man sich bei der aktuellen lokalen UV-Intensität und bei der daraus resultierenden Bestrahlungsdauer meist mit einem Schätzwert zufrieden geben muss. Unter der Sonnenbank herrschen dagegen kontrollierte Bedingungen. Der Dosierungsplan sagt Ihnen genau, wann  und wie lange Sie sich besonnen können, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen.
  • Wenn Sie einen Besuch im Sonnenstudio in Erwägung ziehen, dann sind Sie sich bewusst, dass Sie dort prinzipiell den gleichen Gefahren und Risiken der UV-Strahlung ausgesetzt sind, wie unter der natürlichen Sonne. Im Gegensatz zur natürlichen Sonne lässt sich die Exposition unter künstlichen UV-Quellen vermeiden.
  • Die „Sonnenstudiosonne“ ist deutlich kräftiger, als die Sommersonne in Deutschland.
  • Im Sonnenstudio herrschen kontrollierte Bedingungen.
  • Nutzen Sie die Möglichkeit eines individuellen Beratungsgesprächs in einem nach der UVSV zertifizierten Sonnenstudio. Lassen Sie sich über die Möglichkeiten der Risikovermeidung bzw. der Risikominimierung aufklären.
  • Wie immer gilt: Die Dosis macht das Gift.
Dr. Andrea Zgaga-Griesz
azg

Hallo, ich bin promovierte Diplom-Biologin mit langjähriger Berufserfahrung im Bereich der Lebenswissenschaften, Sachbuchautorin und Bloggerin.

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